Wie erwartet verlief die heutige Versteigerung italienischer Staatsanleihen nicht so positiv wie die gestrige Auktion kurzfristiger Anleihen. Zum einen konnten nur ca. EUR 7 Mrd. platziert werden, obwohl ein Volumen von bis zu EUR 8,5 Mrd. angepeilt worden war, zum anderen näherte sich die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen mit 6,98% wieder der magischen Grenze von 7%.
Auch wenn Italien in der Vergangenheit schon höhere Renditen gezahlt hatte, hat die 7%-Renditegrenze immer noch eine negative Signalwirkung für die Finanzmärkte, da Länder wie Griechenland, Irland und Portugal nach dem Überschreiten dieser Grenze auf externe Hilfe angewiesen waren.
Gegenwärtig lässt sich daher nicht auf eine Entspannung der Märkte schließen, sondern eher auf das Gegenteil. Es könnte vermutet werden, dass interessierte Akteure auf den Primär- wie Sekundärmärkten alles Erdenkliche unternommen haben, um die Rendite unter dieser Grenze zu halten und um weiteren Spekulationen um die Finanzkraft Italiens schon im Vorfeld den Wind aus den Segeln zu nehmen. Es wäre nicht überraschend, wenn vor allem die EZB und italienische Geschäftsbanken solch ein Ziel verfolgt hätten.
Wie aber geht es weiter? Ich bin der Meinung, dass diese Woche gezeigt hat, dass die Liquidität des vorweihnachtlichen Dreijahrestenders jedenfalls teilweise dazu benutzt wurde, die Rendite kurzlaufender Staatsanleihen im Sinne des Emittenten zu beeinflussen. Je mehr sich die Laufzeit der Staatsanleihen innerhalb der Fälligkeit des Dreijahrestenders bewegte, desto relative niedriger waren deren Renditen. Es ist anzunehmen, dass die Staaten diese Lektion gelernt haben und in Zukunft langlaufende Staatsanleihen vermehrt durch Kurzläufer substituieren werden.
Dies ist allerdings nur dann ein Schritt in die richtige Richtung, wenn die Staaten die gekaufte Zeit nutzen, um ihre Haushalte zu konsolidieren. Ich befürchte allerdings leider das Gegenteil. Da es Staaten nun scheinbar möglich ist, sich kurzfristig und mittelbar über die Zuhilfenahme der Geschäftsbanken bei der EZB zu finanzieren, wird der Weg des geringsten Widerstands gewählt werden. Besonders positiv an diese Finanzierung ist für die Staaten auch der Effekt, dass sie sich nicht dem strikten Regime des IWF oder einer irgendwie gearteten europäischen Behörde unterwerfen müssen.
Ich erwarte daher ein Nachlassen der Sparanstrengungen in den betroffenen Ländern und einen vermehrten Rückgriff auf kurzfristige Staatspapiere zur Finanzierung der Haushalte. Damit wird das Problem aber ähnlich einem Schneeball nur weitergerollt und vergrößert. Was passiert, wenn die Konsolidierung verschleppt und in drei Jahren kein neuer EZB-Tender mehr angeboten wird? Eine große Menge kurzfristiger Staatsanleihen wird zur Refinanzierung anstehen und der Druck auf die EZB, eine neue Liquiditätsfazilität aufzulegen, wird enorm sein. Wenn die EZB diesem Druck dann nicht widersteht, kann sie gleich ihre Druckpressen an die Staaten ausliefern. Wenn sie jedoch standhaft bleibt, wird die zukünftige Situation sogar noch bedrohlicher sein als die, in der wir uns gerade befinden.
Die EZB sollte daher bereits jetzt schon die Qualität der Sicherheiten, welches sie für den Dreijahrestender als Gegenleistung verlangt nach oben fahren und die Aufsichtsbehörden sollten von den Banken eine risikoadäquate Eigenkapitalhinterlegung bei der Investition in Staatsanleihen fordern. Nur damit kann gewährleistet werden, dass nur Staaten, die sich auf dem Weg der Haushaltskonsolidierung befinden, über die Banken finanziert werden.